Kassensturz in der Interessenvertretung

Die erste Ausgabe von Horrido, dem Jägerhorn-Bulletin, widmete sich im Januar diesen Jahres mit dem obigen Thema. Denn schließlich wird gerade der Jahresstart dazu genutzt, um Bilanz der Aktivitäten aus dem Vorjahr zu ziehen und ein Blick auf das anstehende Jahr zu werfen. Themen zu identifizieren und sich als Verband zu positionieren.

Nun ist der Mai 2023 längst gestartet und das erste Halbjahr wird bald hinter und liegen. Zeit für das Verbandsmanagement, um eine Halbzeitbilanz der Public Affairs Aktivitäten zu ziehen und eine gute Zeit ebenfalls, um anzuregen, auch unterjährig einen Kassensturz in der Interessenvertretung durchzuführen. Folgende Themen spielen hierbei – analog zu Horrido Nr. 1 – eine Rolle:

  • Befinden wir uns für das laufende Jahr auf dem richtigen Positionierungskurs?
  • Gab es bei für uns relevante Themen Veränderungen der Rahmenbedingungen? Z.B. könnten sich Gesetzesvorhaben, die im Koalitionsvertrag definiert waren, vom Impetus oder Inhalt verändert haben.
  • Sind wir mit unserem Netzwerk „à jour“? Z.B. gibt es neu gegründete Plattformen von Parteien oder andere Interessenorganisationen, die wir bislang nicht auf dem Schirm hatten? Haben Personen sich verändert und sind jetzt an anderer Stelle in Verantwortung?
  • Funktioniert unser Frühwarnsystem? Bekommen wir die Informationen, die wir für unsere Positionierung benötigen? Bedenken sollte man in diesem Kontext, dass dieses System permanenter Pflege sowie eines „Gebens und Nehmens“ bedarf. Was lässt sich optimieren?

Gerade vor wenigen Wochen beklagten sich führende Wirtschaftsverbände darüber, dass sie zum Beispiel im Rahmen von Anhörungen zu Gesetzesvorgaben der Bundesregierung einen minimalen Zeitraum eingeräumt bekommen, um zu reagieren. Sie fühlen sich nicht angemessen einbezogen, sondern sehr häufig vor vollendete Tatsachen gestellt. Steckt dahinter eine Strategie und/oder Absicht? Jedenfalls geraten Verbände aktuell unter Druck, sich schnell und umfangreich inhaltlich zu positionieren. Gut beraten ist man als Entscheiderin oder Entscheider im Verband, wenn man Vorarbeit geleistet hat.